Oswaldi mit Samson und den Prangschützen
Das Kirchweihfest „Oswaldi“ (nach dem Kirchenpatron Hl. Oswald) wird in Krakaudorf jedes Jahr am ersten Sonntag im August gefeiert.
Schon am Vorabend des „Oswaldifestes“ beim „Zapfenstreich“ tritt der Samson in Erscheinung und macht beim Pfarrhof seine Antrittsreverenz. Anschließend zieht er, begleitet von der Schützenmusikkapelle und vielen Zuschauern, tanzend durch den Ort. Ein in der Abenddämmerung daherschreitender, die Häuser überragender Riese hinterlässt mit Sicherheit bleibende Eindrücke bei allen Zuschauern.
Am frühen Sonntagmorgen dann, wecken Böllerschüsse und die Schützenmusikkapelle mit ihrem „Weckruf“ die Bevölkerung zu emsigen Treiben. Männer und Burschen in den „Prangschützenuniformen“ (weiße Hosen mit rotem Lampas, scharlachroter Weste, dunkelgrüner Frack mit gekreuztem weißen Riemenzeug und Bärenfellmützen) und mit alten Vorderladern bewaffnet, ziehen in die Kirche zum Gottesdienst.
Nach dem Gottesdienst ziehen sie, belgeitet von der Schützenmusikkapelle, mit der Prozession durch den Ort. Voraus tragen vier Knaben in weißen Hemden und roten Schärpen, Engelskronen auf den Häuptern, tragen die barocke Oswaldistatue in buntem Mantel. Ihnen folgen vier „Liebfrauentragen“ ( geschmückte Muttergottesstatuen aus den Kapellen der Umgebung).
Am Nachmittag folgt der eigentliche Samsonumzug. Begleitet von Schützengarde und Schützenmusikkapelle zieht der Samson durch den Ort, um Bevölkerung und Gästen Ehrentänze darzubringen, welche durch Ehrensalven der Schützengarde abgeschlossen werden. Nach jeder Ehrensalve, die vom Hauptmann ausgerufen wird und die Betroffenen eine Anerkennungsspende kostet, tanzt der Samson nach dem Takt der Blasmusik.
Den Trägern des Samsons werden bei diesem Umzug, der bis in die Abendstunden andauert, ernorme körperliche Leistungen abverlangt. Immerhin wiegt die fast 6 m hohe Figur 75 kg. Der Samson wird von einem Mann getragen, dem die Figur auf Schultern und Oberkörper geschnallt wird. Eine beachtliche Leistung, denn Marschieren und Tanzen besorgt er ganz allein. Lediglich in Ruhestellung wird ihm die Last von vier Trägern etwas abgenommen.
Der Samson selbst ist eine Figur mit rollenden Augen, schwarzem, wallendem Haupthaar und dunklem Bart. Er trägt einen Kürasierhelm, eine Hellebarde in der rechten Hand, ein Schwert und einen Eselskinnbackenknochen in der linken Hand. Über dem langen, gestreiften Kittelrock trägt er ein rotes Schulterkleid, welches mit Kriegsauszeichnungen behängt ist.
Die Prangschützen sind erstmals 1740 schriftlich auf einer Kirchenrechnung erwähnt. Im Jahre 1809 kam ein Franzossentross nach Krakaudorf, welcher in Murau stationiert war. Der Soldat Johann Turass blieb von dieser französischen Patroullie zurück. Er fand im Haus Nr. 43 vlg. Bichlschneider (altes Langmaierhaus) Unterschlupf. Als nach längerer Zeit keine Fahndung aufgenommen wurde kam er aus seinem Versteck und blieb in Krakaudorf. Bei der Fronleichnamsprozession ging er erstmals in seiner französischen Uniform mit. Dies hat den Dorfbewohnern offensichtlich so gefallen, das Geld für die Einkleidung der Himmelschützen gespendet wurde. Ab dieser Zeit marschieren die Krakaudorfer Schützen in ihrer bekannten Uniform.
Der Samson entstand in Anlehnung an die Lungauer Figuren, um 1810. Der Urheber des Krakaudorfer Samson dürfte ebenfalls Johann Turas sein. Leider wurde die ursprüngliche Samsonfigur nach circa 100 Jahren bei einem Brand vernichtet. Die zweite Figur, im Volksmund der "Grauperte" genannt, wurde wegen ihrer Missgestalt viel verspottet und hatte nur eine kurze Lebensdauer. Die jetzige Figur "Samson der Dritte" wurde 1914 von N. Neumann vulgo Pistrich geschaffen und 2002/2003 von Andreas Leitner komplett restauriert.